Herzkolumne November 2018
Selbsterfahrung beim transpersonalen Atmen
Durch die Bilder meiner Atemerfahrungen leuchten mich die Augen des Pumas an. Die beiden vierstündigen Atemsitzungen erfüllten mich zu tiefst mit der Energie des Berglöwen. Nahe bin ich ihm schon gewesen, als ich in den Höhen von Chile wanderte. Ich spürte sie, wie sie mein Zelt in der Nacht umkreisten. Ich wagte es nicht in der Dunkelheit mich zu bewegen. Alleine ging ich einen Pfad, abseits der Touristen, um in tiefe Meditation eintauchen zu können. Das war wohl die mystischste Tour, die ich je gegangen bin. Die Berglöwen auf den Kreidezeichnungen, welche bei Kerzenschein im Dunklen direkt nach der Atemerfahrung gemalt werden, erinnern mich stark an diese Momente meines Lebens. Es wird Zeit sie zu erzählen.
Im Wanderführer lese ich, dass man in diesem Gebiet kein Essen im Zelt aufbewahren soll, rundherum markieren, wie es die Tiere tun, sei ebenfalls von Vorteil und Hygieneartikelgerüche mögen Wildkatzen so überhaupt nicht gerne. Gut vorbereitet starte ich mit dem Bus in Richtung Gebirge.
Meine Route hat einen Haken. Es sind einige Kilometer Straße zu bewältigen, bevor es in die Wildnis geht. Ich bitte innerlich um die sehr unwahrscheinliche Möglichkeit, dass mich ein vorbeifahrendes Auto mitnimmt. Schon drei Stunden bin ich unterwegs und habe kein Auto gesehen. Das Abenteuer beginnt. Kurz darauf kommt ein Jeep mit zwei Forschern auf der Suche nach einer nur hier lebenden aussterbenden Hirschart. Sie bringen mich bis zum Anfang meiner Route und sind glücklich, dass ich mich in dieses einsame Gebiet vorwage. Dort könnte ich für sie fündig werden und den Bestand zählen.
Einen Tag streifte ich durch die Landschaft, wundervolle Wasserfälle kreuze ich. Steinige und felsige Abschnitte machen mir Freude beim Klettern. Am Zeltplatz angekommen, gerade ein Schild steht da, sonst absolute Wildnis. Ich folge den Ratschlägen aus dem Wanderführer und ziehe zusätzlich innerlich ein Schutzfeld um mein Zelt. Die Nacht war anfangs ruhig, dann wechselte das Wetter in Sturm und Regen. Morgens ist es neblig und ich entscheide mich den Weg wieder zurück zu gehen und weiter zu einem Hotel am Gletschersee um eine Überfahrt zu einer anderen Wanderroute zu buchen. Plötzlich fallen mir die Hirsche ein. Ich habe vergessen sie zu rufen. Ich richte mich innerlich aus und bitte darum, so welche hier leben, sich mir zu zeigen. Unglaublich aber wahr, ich kreuze eine Wiese, richte meinen Blick in die Weite und da stehen die Hirsche. Neugierig bewegen sie sich auf mich zu. Ich bleibe ruhig, da die Forscher mir davon erzählt haben, dass sie auf Menschen zugehen. Ich genieße diesen Moment sehr. Immer näher kommen sie. Nachdem ich ein paar Fotos für die Forscher mache, bedanke ich mich bei ihnen und gehe weiter.
Der Regen trifft mich stark. Alles ist nass, ich und alle meine Sachen sind komplett durchtränkt. Der offizielle Zeltplatz, den ich gerade erreicht hatte, war zwei Kilometer vom Hotel entfernt, wo ich das Ticket buchen musste. Das bedeutet noch insgesamt vier Kilometer im Regen unterwegs sein. Ein Abbrechen gibt es für mich nicht. Innerlich richtete ich mich wieder aus und bitte darum, dass ich um maximal 50 Euro eine trockene Nacht in dem Hotel bekommen könnte. Dort angekommen, kreuzte ein Fuchs meinen Weg. Doch der Herr an der Rezeption musterte mich von oben bis unten und meine sie hätten kein Zimmer frei. Ich buchte bei zwei jungen Tour-Guides mein Schiffticket und gönnte mir noch einen Kaffee im Luxushotel um meine weiteren Pläne für die Nacht zu schmieden, wo ich mich mit meinem Zelt verstecken könnte, denn zwei Kilometer zurück stehen nicht mehr am Programm. Plötzlich steht die junge Frau neben mir, welche mir gerade das Ticket verkauft hatte, und meinte zu mir, komm nachher zu den Personalunterkünften, wir verstecken dich bei uns für eine Nacht. Die strahlenden Augen dieser Frau erinnern mich an einen Engel. Ich bekomme fünf Sterne Essen und feiere eine Zimmerparty mit jungen Chilenen. Sie zeigten mir Bilder von den Pumas, die gerne ums Hotel streifen und deren Gebiet genau dort ist, wo ich übernachtetet. Ich spürte es kribbeln in mir. Was für einer Kraft war ich da nahe gekommen. Meine Angst jedenfalls in der Nacht war sehr präsent. Ich liebe das Abenteuer sehr, auch wenn ich glücklich war dem Puma dort nicht direkt begegnet zu sein.
Meine Sachen sind am nächsten Morgen trocken. Sehr dankbar für die gemütliche Nacht und netten Bekanntschaften geht es weiter. Die nächsten Tage sind von schlechtem Wetter durchzogen. Immer wieder sind die Bedingungen sehr herausfordernd für mich. Schnee, Eis, der kalte Wind beanspruchten meinen Körper aufs äußerste. Meine Sachen immer wieder nass. Umgeben von vielen Touristen blieb ich, so weit das ging, für mich. Immer wieder kreuzte sich mein Weg mit einem jungen Mann. Wir lächelten uns an, wenn einer Pausierte und der andere wieder mal vorbei zog. Das Camp für die letzte Nacht war noch weit. Ich war erschöpft und es stand noch ein großer Anstieg vor mir mit all dem Gewicht am Rücken. Ich rufe innerlich den Falken, meinen Begleiter, verwandelte mich und es wurde leichter, doch mein Körper macht irgendwann schlapp. Erbrechen, Durchfall und mein Kreislauf setzen mich außer Gefecht. Nur sehr langsam, bereits im Dunklen erreichte ich das Camp. Ich entscheide mich, am morgen nicht um vier Uhr aufzustehen um den Sonnenaufgang und das Lichtspiel in den Berggipfeln zu bewundern. Der Nachteil, dass wie ich die Spitze besteige, kommen mir jede Menge Touristen beim Abstieg entgegen. Mir wird wieder bewusst, wie sehr ich die Wildnis liebe, abseits von wandernden Menschenmassen.
Doch wem begegne ich da beim Schuhe zu binden am Weg zurück zum Bus der mich zur Fähre bringt, dem jungen Mann. Ich entscheide mich meine Stillezeit zu beenden und in Kontakt zu treten. Es folgte eine kurze Liebesgeschichte auf Reisen. Da unsere Richtungen entgegengesetzt weiter gehen, lösen wir uns, nehmen Abschied, wie so oft, sonst gäbe es kein Weiterkommen und somit keine Reisenden.
Die nächste Begegnung mit dem Puma hatte ich als die Seele meines Sohnes zu mir gekommen ist. Da waren die Berglöwen zum ersten Mal auf innerer Ebene präsent. Die Pumas waren für mich tierische Beschützer meines Sohnes. Die letzten sieben Jahre waren sie nur selten in meiner Aufmerksamkeit. Manchmal durch das Bild von ihnen, welches ich am Altar stehen habe, selten auf innerer Reise.
Doch das sollte sich mit den Atemerfahrungen ändern. Zu Beginn atme ich lange, schnell und tief. Mein Körper reagiert meist mit Kribbeln in den Händen, dann weiß ich es ist nicht mehr lange bis der Atem sich von selbst beschleunigt und ich nach innen eintauche. Ein mir vertrauter Schamane erscheint in meiner Vision. Er hilft mir meine persönliche Kraft voll auszuschöpfen. Über die menschlichen Glaubenssätze hinweg, mich mit meinem Energiekörper zu verbinden und mich von der inneren Weisheit führen zu lassen. Es dauert eine Ewigkeit und überhaupt nichts passiert. Die Musik zu langsam im Rhythmus um sie als Fahrzeug zu verwenden und zu laut um sie ausblenden zu können. Die Trommel des Schamanen erklingt in meiner Vision. Sie zieht mich an, ich finde mich wieder an meinem früheren Kraftplatz. Meine bereits verstorbene spirituelle Mutter erscheint und nimmt mich an der Hand. Mehr und mehr verstorbene Ahnen und Menschen aus meinem Bekanntenkreis erscheinen. Sie bilden einen Kreis um mich. Ich atme tief und kräftig weiter. Ich höre nicht auf zu atmen ehe die Reise beginnt. Yona und ich tauchen tief ein in eine Höhle. Ich kenne diese sehr gut. Es ist der Ort, wo Seelenverluste verborgen sind, bis der Zeitpunkt der Erkenntnis sie wieder frei setzt. Ich sehe viele Momente in meinem Leben, wo ich nicht geliebt wurde, mich alleine gelassen fühlte. Berührt nährte mich Yona jedes Mal wie eine Mutter ihr Kind und ich empfand Vergebung und Heilung für die mir gezeigte Erinnerung. Es war schmerzvoll und berührend zugleich.
„Nicht geliebt werden macht die Liebe in dir deutlich sichtbar.“, das war die Botschaft.
Zurück am Kraftplatz, nachdem die Seelenenergie vollständig zurückgekehrt ist, erblickte ich die grün funkelnden Augen des Berglöwen. Sein Fell hellbraun, seine Pfoten richtig groß. Mir wurde klar, die Höhlen und Felsnischen in denen ich gerne über Nacht Schutz finde, sind diese des Berglöwen in mir. Geduldig Pirschen, Jagen und doch bewusst das Leben gemütlich, kuschlig und mit Freude leben sind Qualitäten die mir dieses Tier bringt. Ich spüre, wie sich das Tier mit mir verbindet. Dankbar für die Erfahrung kehrt mein Verstand zurück und ich erwische mich dabei darüber nachzudenken, was ich nun zeichnen werde, denn dem Berglöwen traute ich mir noch nicht zu in die Augen zu blicken.
In der Gruppennachbesprechung wird mir klar wie wichtig der Berglöwe intuitiv gemalt ist um ihn ganz in mir zu aktivieren. Ich setzte mich vor meiner zweiten Atemsitzung hin und zeichnete den Berglöwen aus meiner Vision und tauche sogleich auch in die Erfahrung einer zu sein ein. Die erste halbe Stunde der zweiten Atemerfahrung bin ich ein Berglöwe, streife auf meiner Matte herum, die Musik sanft und so auch meine Bewegung als Raubkatze. Ich spüre nicht nur das Kribbeln in den Händen und Armen durch die vertiefte Atmung, sie verwandeln sich in die Pfoten des Pumas. Die Musik wird schneller und ich tanze am Rand meiner Matte, lass meinen Körper ganz in die Verbindung mit der Musik eintauchen, bis ich voller Energie auf die Matte zurückkehre und die Reise nach innen beginnt.
„Es ist an der Zeit deine luftige Qualität auf die Erde zu bringen.“
Ich tauche tiefer in die Eigenschaften des Berglöwen ein. Ich lerne still zu verweilen auf der inneren Ebene, mich sanft fast unsichtbar zu bewegen. Es erscheint ein zweiter Berglöwe. Die Reise geht nun zu zweit weiter. Wir berühren uns. Spüren die hohe Energie in der Kraft der Verbindung. Die Schlangen erwachen, doch drücken sich nicht weiter als bis zum Beckenkamm aus. Immer wieder lenken mich Geräusche anderer Erfahrender oder die Musik ab. Es fällt mir schwer die Konzentration nach innen gerichtet zu halten, der Erfahrung in vollen Zügen zu begegnen. Wie der Spiegel des eigenen Lebens zeigt sich subtil mein Thema. Schmerzen am Kreuzbein und Beckenkamm werden präsent. Ich versuche sie zu verdrängen, doch vergeblich. Die Energie bleibt dort stecken. Ich bitte um Körperarbeit. Mit Druck und Gegendruck lösen sich die Spannungen. Mir ist heiß und ich bin erschöpft. Ich hab den Schmerz aus mir heraus gelassen. Erleichterung tritt ein. Ich beginne erneut tief zu atmen und erkenne die Heilung die in mir stattfinden hat dürfen. Die Berglöwen streifen in Zweisamkeit durch die innere Welt. Ich genieße die lange zeitlose Ewigkeit voller Liebe, leuchte und lebe bis die Atemerfahrung mich zurück auf meine Matte führt.
In der Gruppennachbesprechung wurden meine gemalten Pumas durch die rund gemalten Pupillen vermenschlicht wahrgenommen. Für mich war klar, diese waren rund in der Vision. Später habe ich nachgelesen und tatsächlich die Pupillen des Berglöwen sind rund. Die Kraft ist groß, auch meine Hauskatze wurde durch den Puma in mir einmal verjagt. Ich probiere mich aus in einer neuen Form der Wahrnehmung und Interaktion mit Tieren. Im Anschluss verbrachte ich einige Tage im Wald. Es zieht mich tiefer in die Verbindung mit Mutter Erde.
Dankbar für das Fahrzeug Atem kehre ich in mein wohlig warmes Zuhause zurück. In diesen Tagen der inneren Reisen und Naturverbindung fand nicht nur Heilung in mir statt, auch im familiären Kreis lösten sich parallel dazu Verstrickungen wie von selbst. Es ist immer wieder ein Wunder für mich, welche Kraft das Bewusstsein freisetzt.
Zum mystischen Abschluss schenkt mir der Schamane ein Bild mit sich und einem Berglöwen darauf, gepostet auf Facebook mit der Botschaft, Probleme die du nicht lösen kannst, lass nicht in deine Gedanken, das schwächt die Energie deiner Aura.
Der Puma lebt durch mich, und streift durch sein Revier. Meine Seele ist genährt, Vergangenes geheilt und Vergebung passiert.
Alles Liebe,
Anna
Nächste Termine für Transpersonales Atmen:
1. – 2.12.2018 in Wien
mit Anna Flemming & Dennis Johnson
12. – 13.1.2019 in Grünbach am Schneeberg
Kleingruppe mit Anna Flemming